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Worauf sollte man beim 508/608er Kauf achten?

Ich kann mich noch wie gestern daran erinnern, wie ich damals einen Düsseldorfer gesucht habe.
Wie viele Autos ich mir angeschaut habe und wie viele km ich gefahren bin, das kann ich gar nicht mehr sagen. Einmal bin ich beispielsweise nach Göttingen gefahren, um mir einen 406D mit Reimo-Hochdach anzusehen. Telefonisch habe ich vorher schon lange mit dem Deppen gesprochen. Er beteuerte einen äusserst guten Zustand mit sehr wenig Rost.

Zitat vom Verkäufer:
"Wenn man so ein Auto besitzt, dann kümmert man sich ja auch drum..."


Nun, ich also nach Göttingen und die Strasse gesucht. Nur mein Anstand hat dafür gesorgt, dass ich beim Anblick des Fahrzeugs nicht sofort wieder umgedreht habe...

Das Auto sollte VB6000,-DM bringen. Ich hab mir das Ding also doch mal angeschaut. Bei jedem Tür zuschlagen wurde das Auto leichter, weil eine Ganze Menge an Rost herunterrieselte. Wirklich alle Hilfsrahmen waren weggegammelt. Die Aussenhaut im unteren Bereich nur noch zu ca. 1/3 vorhanden. Innen Papiertapete, die zum Teil in Fetzen runterhing. Ich war damals ziemlich stinkig und verbal sicher auch ein wenig agressiv.
Ich habe dem Verkäufer dann gesagt, dass das nichts wohl nichts für mich ist. Er fragte dann, was ich denn zahlen würde. Meine Antwort darauf hat ihn dann wütend gemacht, aber mehr war die Grotte wirklich nicht wert.

Ich antwortete ihm:
"Maximal 1000,-DM - aber auch dabei hätte ich noch Bauchschmerzen..."

Ich schreibe das hier in erster Linie dafür, um aufzuzeigen, dass es normalerweise ein hartes Stück Arbeit ist, ein vernünftiges Auto zu finden, das es lohnt erhalten zu werden.

Zuerst sollte sich ein Interessent darüber im klaren sein, dass der 508/608D ein LKW mit allen Vor- und Nachteilen ist.
Das heisst zum Beispiel, dass die Technik des Autos sehr robust und haltbar ist. Der Motor ist sehr kräftig, zumindest dann, wenn es ein Düsseldorfer-Modell mit dem OM314 (3,8l Hubraum) ist. Der Motor ist aber keineswegs ein Wunder an Spritzigkeit! Und genau hier kommen wir langsam zu den Einschränkungen. Die Autos sind, gemessen an PKW-Niveau extrem laut und sehr träge. Bei knapp über 90km/h ist Schluss, wenngleich die Dauergeschwindigkeit eher noch ein wenig darunter liegen sollte. Schön an dem 314er Motor ist das hohe Drehmoment. Man fährt damit sehr ruhig und im normalen Landstrassenbetrieb mit niedrigem Drehzahlniveau. Auch in Steigungen muss man nicht sofort herunterschalten. Macht man es doch, so wird das Auto deutlich lauter, aber keineswegs schneller.

Grösstes Problem der alten Düsseldorfer ist, da werden mir sicher alle Düsseldorfer-Fahrer recht geben, der Rost. Die Autos rosten extrem!
Problem dabei ist besonders, dass man bei den Transportern, die ja in ihrem ersten Leben gewerblich eingesetzt wurden, keine Pflege erwarten sollte, wie sie bei PKWs üblich ist. Die Autos müssen inerster Linie Geld verdienen und werden daher vorrangig gefahren. Ein besonderes Augenmerk sollte man auf die Hilfsrahmen legen, die immer gern durchgammeln und deren fachgerechte Instandsetzung eine Demontage des Fahrzeugbodens voraussetzt. Dies ist bei einem Transporter, der zum Wohnmobil umgebaut werden soll nicht tragisch, bei einem fertigen Wohnmobil aber schon. Dann muss vor der Instandsetzung näämlich die gesamte Einrichtung demontiert werden.

Weitere Schwachpunkte sind der Anlasser, sowie auch Geber- und Nehmerzylinder der Kupplung.

Die Bremsen sollten in Ordnung sein. Wenn der TÜV die Bremsen moniert und neue Trommeln fällig sind, dann ist die Rechnung ganz schnell im satt vierstelligem Bereich.

Ansonsten sin die Autos recht genügsam und langlebig.

Die kleinen Motoren (406D, 407D) sind bei weitem nicht mehr so langlebig. Die Motoren werden immer im obersten Drehzahlbereich gefahren, weil das Drehmoment fehlt. Dies schlägt sich naturgemäss negatib in der Lebenserwartung nieder.

Dann gibt es noch die Benziner-Varianten. Hier sollte man ganz vorsichtig sein. Die Technik ist zwar auch hier recht haltbar, jedoch darf man keinen Verbrauch von unter 20 Liter bei sparsamer Fahrweise erwarten. Der Verbrauch wird sich in der Realität eher bei 25-30 Liter einpendeln.
Das muss dann jeder für sich entscheiden - wenn man mit dem Verbrauch zurecht kommt, zum Beispiel weil man nur wenig fährt, dann bekommt man eventuell für sehr wenig Geld ein gutes Auto.